Dr Beate Schrank

Fachärztin für Psychiatrie

Philosophie
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Scheibchen-Psychiatrie versus Entwicklungs-Perspektive

Oft erlebt man als Patient:in eine Behandlung und Betreuung in „Scheibchen“. Man geht zum Arzt/zur Ärztin, bekommt eine Diagnose, Medikamente und im besten aller Fälle geht es danach besser. Irgendwann geht es vielleicht wieder schlechter. Man sucht wieder Behandlung und erhält ein neues „Scheibchen“. Es folgt wieder eine Diagnose, Behandlung, etc. Zwischen den Scheibchen besteht aber kaum ein Bezug. Das mag für viele sehr selbständige Menschen richtig und gut sein.

Es gibt aber auch viele Menschen, für die das nicht der richtige Ansatz ist. Unser Leben folgt einem Entwicklungsziel.

Nur mit einem Ziel können wir es gesund und glücklich leben.

Und manchmal ist es genau das Problem, dass man das Ziel nicht kennt, es verloren hat, schwankt, sich unsicher ist. Wenn das mit eine Ursache für psychische Probleme ist, dann sollte die Psychiatrie nicht in Scheibchen denken sondern in Entwicklungszielen.

Das ist mir persönlich in meiner Arbeit besonders wichtig: Symptome weg-machen ist nicht schwer – aber langfristig gut und glücklich leben braucht mehr. Es braucht eben oft ein Verständnis von Zielen und Prozessen und eine längerfristige Arbeit damit.

Genau das möchte ich meinen Patient:innen auch bieten – eine gute Zukunft im Blick haben und gemeinsam daran arbeiten, mit Entwicklungs-Perspektive.

Was tut ein*e Psychiater*in?

Für Menschen, die mit dem Gebiet noch wenig Erfahrung haben, ist es oft schwer zu durchschauen was der Unterschied zwischen einem/einer Psycholog*in, Psychotherapeut*in und Psychiater*in ist.

Die Psychologie ist ein großer Bereich der Wissenschaft und Praxis, der sich mit verschiedensten psychischen Abläufen im Menschen beschäftigt. Zum Beispiel gibt es Verkaufspsychologie die sich etwa mit Werbung beschäftigt, oder Verkehrspsychologie, die Transportwege und Straßen so gestalten hilft, dass Menschen sie gut navigieren können.

Klinische Psychologie beschäftigt sich mit krankheitswertigen psychischen Abläufen, klinische Psycholog*innen können strukturierte Test durchführen, die bestätigen ob Erkrankungen oder bestimmte Symptome vorliegen (z.B. eine Konzentrationsschwäche) und auch beratende Gespräche führen.

Die Psychotherapie ist eine Methode der Beahndlung von psychischen Problemen mithilfe von Gesprächen. Psychotherapeut*innen wurden speziell dafür ausgebildet genau das zu tun. Für diese Ausbildung gehören sie jeweils einer speziellen „Schule“ an, zum beispiel der Verhaltenstherapie, der Systemischen Familientherapie, der Personzentrierten Psychotherapie und vielen weiteren.

Diese Schulen unterscheiden sich in ihrem Menschenbild und auch in den spezifischen Herangehensweisen, die sie in der Therapie benutzen.

Die Psychiatrie ist ein Bereich der Medizin. Psychiater*innen sind Ärzt*innen die auch eine Facharztausbildung und zumeist auch eine Psychotherapieausbildung absolviert haben.

Psychiater*innen stellen Diagnosen und beraten Betroffene im Gesamtkonzept der Behandlung von psychischen Problemen. Sie ordnen sinnvolle Untersuchungen an – z.B. Laboruntersuchungen, MRT, Schlaflabor, etc. – und schätzen ab welche Therapieformen sinnvoll sind – Medikamente, Psychotherapie, Neurofeedback/Biofeedback, Rehabilitationsaufenthalte und vieles mehr. Psychiater*innen kommunizieren auch mit Krankenkassen, AMS, Pensionsversicherungen usw. wenn es um Krankenstände, Rehabilitationsgeld, Umschulungen oder Pensionsverfahren geht. Denn all das können sinnvolle Maßnahmen zur Verbesserung psychischer Probleme sein.

Oft führt ein psychiatrisches Gutachten auch zum Ziel, wenn es um Anpassungen des Arbeitsplatzes oder der Arbeitsbedingungen geht, z.B. wenn jemand aufgrund einer Autismus-Spektrum-Diagnose oder einer Aufmerksamkeitsstörung Probleme hat, mit den Routinebedingungen am Arbeitsplatz oder an der Universität gut zurecht zu kommen. Psychiatrische Gutachten sind auch nötig für bestimmte medizinische Eingriffe, wie etwa Geschlechtsanpassende Therapie oder Gewichtsreduktions-Operationen.

Mein besonderes Interesse: Die Transistionspsychiatrie

Die Transitionspsychiatrie beschäftigt sich mit den Herausforderungen des Erwachsenwerdens, mit dem Finden von Identität und Lebenszielen und mit den Problemen und Herausforderungen, denen Jugendliche am Weg zum Erwachsenwerden begegnen. Dazu gehören der Umgang mit dem eigenen Körper, sexueller und Gender-Identität, Herausforderungen in Ausbildung und Beruf, in sozialen Beziehungen, Familie, Internet, gesellschaftlichen Bedrohungen wie Corona, Klimakrise, Krieg und vieles mehr.

Seinen eigenen und richtigen Platz im Leben finden ist angesichts all dieser Herausforderungen oft gar nicht so leicht. Die Arbeit mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen bereichert mich sehr. Ich freue mich, sowohl lernen als auch helfen zu dürfen und glaube fest, dass „Erwachsenwerden“ eigentlich nie richtig zu Ende ist. Deshalb kann ich die Entwicklungsperspektive der Transitionspsychiatrie gut in andere Lebensabschnitte übertragen.

Eine besondere Freude ist es mir auch, seit 2022 das Forschungszentrum für Transitionspsychiatrie“ der Karl Landsteiner Universität leiten zu dürfen. Hier machen wir Forschung zu Themen, die wichtig für die psychische Gesundheit junger Menschen sind – gemeinsam mit jungen Leuten. Bei Interesse, melde Dich bitte gerne bei mir.